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Mittwoch, 23. Dezember 2015

Wer weiss schon...

Vor zwei oder drei Jahren spontan entstanden, ursprünglich als Spoken-words-Songtext gedacht...


Es haucht zwischen die Zeit
& es flüstert zwischen die Welt:
Der Mensch ist des Menschen ärgster Feind - doch was heisst das schon?
Hiroshima, Psychiatrie?
Ein Staat & Sicherheit, Ketten aus Chemie?
Kindliche Soldaten im Schurkenland?
Ein Heim, ein Reich, ein Todestrakt?


Tarnlackiert schillernde Propheten ziehen von Kreuz zu Kreuz, von verbrannter Erde zum Namen des Guten - an jedem Finger ein neuroleptisches Gebet. Finden im Schatz des Brandes den Leib der Feindesfrau, schänden die Mutter, die uns gebar.
Vielleicht bist du dabei - beim nächsten Sprung in ein explodierendes Rettungsschiff?
"Nein! Wir implodieren" ruft der Geistliche dem Bänker zu - hinweg über den Tisch der transaktionären Dreifaltigkeit. & so schiebt der Wortebäcker die Kinder der Welt in den Ofen der Geschichte.
Was hat das zu bedeuten, frage ich mich - was fasele ich da für Zeug? & antworte mir - weiss nicht, wer weiss das schon, wer weiss schon irgendwas? Hocke in dem Sumpf der Milliarden & frage mich nur - wer weiss schon irgendwas?
Doch suchen wir nicht alle nur nach Geborgenheit & Frieden & wissen´s nur nicht? Verrückt oder zweifelnd oder krawattiert oder radikal desozial oder ängstlich theatralisch brav? & sagen letztlich - Nein, wir haben nichts davon gewusst.
Wo sind sie, die da vor uns waren, hätten wissen sollen & doch schon erblindet schienen? Gefesselt in der Kiste der Geschichte, die schon unlesbare Geschichte war... Der Kern des Menschen ist spaltbar. Alle Regung vernichtbar. Psychotroph kaputtbar.
Füll mir aus den Fragebogen, das Rascheln der Generationen, der galaktischen Blätter aus Raum & Zeit! Doch das Drehen an den Zeigern ist verboten, wir haben´s uns verboten.
Ist verbieten nicht verboten?
Gibt es Wahrheit - endgültig, unveränderbar? Die tausenden, die ihr verkauft, versinken vereint vor mir in selbigem Sand. Wohin soll ich beten, bitten, schreien?
Würd´ gern sagen: Lasst die Kinder atmen. Lasst die Frauen schweben. Lasst die Männer tanzen. Im Licht einer Unendlichkeit, ungreifbarer Unendlichkeit. & bin doch erstarrt, bin verstummt.

Auf der Welt soll leben.
Zwischen der Welt bleibt ein Traum von unendlichem Schlaf.
Von unendlichem Tod.
Der das Leben wiederbringt.

& sagt nie, ich wäre ein Poet, denn ich habe nur vergessen, rechtzeitig zu vergessen, wie man Fragen stellt - & Antworten glaubt.

Was bleibt am Ende? Wer weiss das schon...?







Freitag, 11. Dezember 2015

Freitod & Sterbehilfe(verbot)


Ein PS zum letzten Post, auch - oder gerade - im Hinblick auf das soeben verabschiedete grausame Sterbehilfegesetz:

Vorab - ich lebe als Deutscher in der CH & habe hier "grünes Licht", darum betrifft mich v.A. die gruselige Vorstellung, unter gleichen Voraussetzungen in DE leben zu müssen.
Ja, es mag suizidale Menschen geben, die affektiv handeln - welche jedoch nur seltenst aufzuhalten sein werden. Es gibt Menschen, die ihr Leben acht- & sinnlos riskieren, auch die wird niemand zurückhalten (& sie werden oft gar als Helden gefeiert). Doch glaubt "Ihr", die Ihr gern über den Wesenszustand anderer urteilt, ein kranker oder krank gemachter Mensch wirft mal eben nebenbei sein Leben weg? Denn jene betrifft es - gesund & glücklich wird niemand diese Gedanken haben oder gar in die Tat umsetzen wollen.
Ich behauptvermute das beinahe Gegenteil - oder glaube es zumindest (der einzige Glaube, den ich habe). Ja, ich glaube, wer dem Tod nahe kommt, wer sich - warumauchimmer - länger & intensiv mit dem Sterben auseinandersetzen muss, wird zumeist seinen Blickwinkel auf das Leben verändern. Zwangsläufig daüber nachdenken, woher wir kommen, was unser Sein & begrenzter Verstand bezweckt. Sehr häufig tieferen Respekt vor dem Leben & seiner möglichen / wahrscheinlichen Einmaligkeit entwickeln. Es mglw. umso schwerer "einfach aufgeben" können. & umso schwerer verstehen, warum es unter den Mäntelchen von "Lebensschutz" & angeblicher Würde nur seinen Geldwert wert ist.
Weshalb sollte gerade ein kranker Mensch voreilig & unbedacht sein Leben beenden - in einem Moment / Zustand, da wohl jedem alle irdische Endlichkeit bewusst wird - inkl. des Fakts, dass unser Verstand sie nicht (be)greifen kann? Nun, mich macht es einfach nur traurig & verzweifelt zu sehen, was selbst ein einfaches Leben in körperlich erträglicher Verfassung alles böte - hunderte Arten, mit Tönen zu experimentieren, einmal einen Urwald oder die Weiten Amerikas sehen - & nicht zuletzt die ungeheure Faszination von Wissen. Mttlw. wäre ich einfach nur damit zufrieden, nicht täglich mit Angst und-oder Schmerz zu erwachen - nie wissend, ob es sich folternd potenziert - & ein eingeschränktes Dasein im engen Radius von Büchern & Computer führen zu können.
Gerade durch die Erfahrung des Schmerzes würde ich es niemals leichtfertig aufgeben - ja zugegeben beneide ich jeden, der mit ähnlichem Hintergrund so etwas wie schlichte Menschlichkeit entdeckt & damit einen lebbaren Alltag meistert. 
Mir ist klar, dass ich, was diese Gedanken / Empfindungen angeht, letztlich nur für mich sprechen kann. Doch was den Zwang anbelangt, im Zustand schlimmster Qualen weitervegetieren zu müssen - ganz gleich, ob primär physisch oder psychisch verursacht, kann ich nicht mehr an die angebliche Güte derer glauben, die über unser Schicksal herrschen wollen (neben der banalen Tatsache des Menschenrechts auf Selbstbestimmung).

Ich behaupte gar, mit der aus beinah totaler Entmündigung resultierenden Angst vor einem schmerzhaften, langwierigen Ende wird uns nicht selten das Letzte an Würde & Liebe zu lebenswerten Augenblicken genommen. Die kalte Anmassung dahinter, die Entrechtung Alter & Schwacher ist erschreckend - sind viele von uns unbewusst solche Bestien ohne jedes Mitgefühl, selbst im Angesicht massiven (fremden) Leids?
Doch warum eigentlich verwundert sein? Ich bin sicher keine Ausnahme mit der Erinnerung an Kinder, die schon im frühen Grundschulalter systematisch Schwächere aufspüren & sich an ausgeteilten Tritten aufwerten konnten (sowie an ähnlich geartete oder "blinde" Pädagogen). Warum sollten sie als Erwachsene anders geworden sein? Die Sucht nach & die Befriedigung durch Macht kann schliesslich fast jeden einholen - wer nach grosser & absoluter Macht strebt, hat das Prinzip vermutlich schon früh gelernt. & was gibt mehr Macht als jene über Leben & Tod - sei es direkt oder im Versteck eines Glaubens, monetärer Ambitionen u.ä…(?)
Unsere Gesellschaftsformen laden wohl seit sehr langer Zeit dazu ein, persönliches Empfinden gar nicht erst aufkommen zu lassen & sich hinter Dogmen, Ideologien & Strukturen zu verschanzen. Welche es (vermutlich) liebenden Familienmenschen erlauben, das scheinbare Wohl des Systems, der Partei, Firma, whatever über Schicksale Einzelner zu stellen & potenzielle Grausamkeiten zu unterschreiben. & natürlich sich abzugrenzen vom Unschönen, Unansehnlichen, letztlich vom eigenen Sterbeszenario in all seinen mglw. schrecklichen Varianten. 
Anders ist das faktische Sterbehilfeverbot nicht zu verstehen - nicht unter dem Aspekt, dass halbwegs aufgeklärte Menschen im 21. Jh. wissen müssten, dass aus der immer effizienteren künstlichen Lebensverlängerung auch ungeheure Leidensverlängerung werden kann. Dass es Krankheiten gibt, deren Qual die beste Palliativmedizin der Welt nicht lindern kann - ALS, COPD, Opiat-Resistenz, Locked-In-Syndrom &&&…

Mit etwas "Glück" letzter Zughalt auf freier Strecke, mit Pech...

Kann man ob persönlicher Macht derart von sich überzeugt sein, durch "göttliche Fügung" o.ä. selbst per se verschont zu bleiben? & sich (bzgl. der Ohnmacht ggü. o.g. Krankheiten) nicht nur neben sondern quasi über den Willen eines angeblich legitimierenden Gottes stellen?
Oder ist es am Ende gar noch schlimmer & wir haben es bei lebenslang Machtbesessenen mit unbewusstem Masochismus zu tun, der im "Spiel mit dem Tod" seine Erfüllung findet - auch mit dem eigenen? Der nebenbei Unzählige in den Strudel selbstdestruktiven Wahns zieht? Klingt verrückt - aber ist es auszuschliessen? Die Psychopathologie von Diktatoren (aller Art) zeigt recht eindeutig in solche Richtungen - wie nah oder entfernt hiervon vglw. "normale" Poliker, Geistliche, Geldmenschen, Ärzte, Pädagogen etc. sind, ist freilich nicht pauschalisierbar & Spekulation.

Nicht spekulativ hingegen ist, dass eine kleine Minderheit sogenannter Parlamentarier 80 Mio. Menschen entmündigt & ihnen gegen ihren Willen einen potenziell grausamen Sterbeprozess aufgezwungen hat. Der Tod mag - aus der Ferne - ob seiner ultimativen Mystik auf viele sogar eine geheimnisvolle Faszination ausüben. & es gibt zweifelsohne Menschen, die ehrlichen Herzens andere davor beschützen wollen. Doch glaubt mir - ihm tatsächlich in die Augen zu blicken, ist alles andere als faszinierend...
Ich wünsche meinem ärgsten Feind nicht… doch zugegeben wünsche ich sich-selbst-überhöhenden Bestimmern, für nur wenige Tage zu spüren, was es bedeutet, wenn selbst Opiate nicht oder konträr wirken. Es keine Alternative mehr gibt. & alle Lebens-Leidenschaft in einem schmerzhaften Nichts versinkt. Ich weine jeden Tag. Lautlos. & ganz bestimmt nicht, weil ich mal eben mein Leben wegschmeissen möchte.





Mittwoch, 25. November 2015

Freitod vs. Strafe (?)


Natürlich mache ich mir - geradezu zwanghaft - häufig Gedanken über einen universellen Zweck meines & allen Daseins. Eine Welt voller Wunder & Schönheit, die ob unserer Unwissenheit nur Staunen zuliesse - & Krieg in allen Facetten, Folter, Hunger, körperliche & emotionale Vergewaltigung, psychochemische Zerstörung &&& - alles Teil unserer Normalitäten. Unserer Normen.
Folgen, an denen mancher wächst, anderer langsam & unaufhaltsam zerbricht. Der Wunsch, Schmerzhaftes zu bereinigen. Der Wunsch, einen Sinn darin zu erkennen. Die Suche nach Erklärungen - & mannigfaltige "Wahrheiten". Viele davon mit dem Anspruch alleiniger Gültigkeit...
Was mir dabei entgegen flattert, finde ich z.T. schlicht erschreckend. Vermutlich kann man all das nur via Ideologien passiv legitimieren, solang man es nicht selbst erfahren hat...(?). Mir fehlt ob des Erlebten & Erlebens zugegeben jegliche Distanz, andernfalls würde auch ich mir evtl. ähnlich geartete Gesetzmässigkeiten bauen:

Zitat aus einer Diskussion: "Ich denke eher dass es sowas wie Wiedergeburt gibt aber nicht wie die Religionen es darstellen. Die Natur denkt ja nicht. Sie ist pure Reaktion und wie ein ewiger Kreislauf von sich immer wieder aufladender Energien.
Ich denke wenn ein Mensch schwach ist und sich aus welchem Grund auch immer sich aufgibt, dann ist diese Seele blockiert und kann nicht reifen, sie hat quasi ihre Aufgabe nicht gemacht und wird wieder geboren und muss die gleiche Prüfung wiederholen oder sogar schlimmeres erleben. Oder sie steckt fest und kann nach dem Erdenleben nicht weiter weil ihre Aufgabe nicht erfüllt wurde und sie muss das Leid dass sie während des Lebens erfahren hat und nicht gelöst hat, ewig ertragen."

Ja, ich kenne auch diese Thesen - & generell über Glaube zu urteilen, steht mir nicht zu. Irgendwie verstehe ich es, denn dieses & ähnliche Bilder ergeben subjektiv eine Erklärung, einen Sinn. Kaum etwas ist wohl schlimmer, als das Leben mehr oder minder als ständiges Leid zu erfahren & als zusätzliche "Gemeinheit" nicht mal Sinn & Antwort darin zu finden.
Ich persönlich kann es so nicht teilen, denn stell "Dir" vor: ein Mensch wird schon als Kind derart gequält, dass sein ganzes Leben eine permanente, unerträgliche Folter bleibt - ganz gleich, wie sehr er dagegen kämpft oder/und damit zu leben versucht. Ja, ich weiss - das "Nachfühlen" funktioniert nicht - mein Arzt hat mir nach x Jahren gesagt, er könne die Suizidalität akzeptieren, doch wird er sich das Beschriebene niemals wirklich vorstellen können. Wie auch...(?) Was nie endende, fast immerwährende Angst-grundierte Qual bedeutet, ist so wenig vorstellbar wie tiefste Depression oder chronischer Schmerz für jemanden, der dies nicht erlebt (hat). Ich kann glauben, Krebs sei gnädiger, da ein Ende absehbar ist, Wissen werde ich es vermutlich nie.
Erschreckend ist diese Denk-Kombination von "Leid" (wie ich es kenne & "ewig" gleichwohl - erschreckend, wieviele Menschen offenbar entsetzlichen Welt- & Sinnbildern anhängen.
Vielleicht ist grundsätzlich etwas dran an der Energie-These - doch dass ein solcher Mensch irgendwann keine Kraft mehr hat & als einzig mögliche Folge die Folter "auf ewig" & "noch schlimmer" ertragen soll, ist wiederum in meinem Universum unvorstellbar. Wobei es ja bei "Nichterledigung" der Probleme gar unerheblich ist, ob er weitervegetiert oder sich erlöst - die ewige Qual ist ihm sicher. Für mich eine schier ungeheuerliche Weltsicht, denn dies wäre m.E. das denkbar absolut grausamste Daseinskonzept - im Grundprinzip adäquat  dem Höllenbild der grossen Religionen. Inklusive der Qual als "Prüfung", ergo Leid als fundamentaler Existenzzweck. Dies ganze Gebäude gar als natürliche Re-Aktion, quasi Naturgesetz, ist noch unfassbar brutaler als das katholische Weltbild, denn ein denkender Gott könnte theoretisch noch vergeben & erlösen. Ja, es mag ein funktionierender Selbstschutz für latent leidende / zweifelnde menschen sein, aber eben - bis zu einem bestimmten Punkt.
Jenseits dieser Grenze gibt es keine glaubhafte Erklärung mehr. Ich denke, man kann ein kaputtes Leben via intensiver Reflektion mglw. wieder halbwegs gerade biegen, damit leben - unter günstigen Voraussetzungen. Einen fortwährend brennenden Körper nicht. & da versiegt in meinen Augen jeglicher vorstellbare Sinn.

Hier ist man als Atheist oder Ungläubiger ziemlich am Arsch - nun, ich zumindest. & vermutlich jeder, der nicht "im Gegenzug" auf ein sinnerfülltes Leben rückblicken kann.

Was auch immer uns über Jahrtausende zu potenziell grausamen, (selbst)zerstörerischen Wesen gemacht hat, was auch immer ursprünglicher Auslöser dafür war, dass 12-jährige Menschen Maschinenpistolen bedienen, zwangsprostituiert werden oder "einfach" eine ganze Kindheit in Schrecken verbringen: für die Flucht aus einer Hölle mit einer nächsten & schlimmeren bestraft zu werden, kann in meinen Augen in kein spirituelles Weltbild passen, welches auch nur ein Minimum an Barmherzigkeit aufweist. Andernfalls muss es wohl primär einem Zweck dienen: Angst. Ob den Verbreitern dies bewusst ist (?) - ich glaube, den meisten nicht. Die Dreieinigkeit aus Lohn, Strafe & Überfigur scheint global noch immer tief-kollektiv in unseren inneren Welten verankert... & entspricht doch irgendwie exakt den Gefügen, die viele von uns schon als Kinder kannten - ob nun hart & sichtbar oder subtil & umso schwerer zu fassen...





Montag, 16. November 2015

Hoffnung vs. Blindheit

Mein Arzt hat kürzlich geäussert, er hätte noch immer etwas Hoffnung. Es ist mir im Kopf geblieben, doch komme ich nicht umhin, mich wiederholt zu fragen, worauf verdammt sich diese gründen soll…Denn ich bemerke zunehmend bewusster die spätestens seit dem 12. Lebensjahr existente Verständnislücke, das Nicht-Sehen-Können des Ungeheuerlichen. Inklusive irrationaler Hoffnungskrümel wider aller Erfahrung, letztlich aus nichts als abgespaltener kindlicher Naivität - & Angst - gespeist. Nach Dekaden täglichen Schmerzes gibt es keine Logik mehr, die Hoffnung rechtfertigt. Doch ebenso wenig finde ich irgendeine Logik im Akt, den eigenen Geist auszulöschen. Lebender, hungriger Geist vs. gefolterter sterbender Körper, welch brutale Wahl baut sich hier vor mir auf(?)
Ich wundere mich seit seit Jahren, wie & warum ich aushalte - mich im Grunde selbst betrüge, indem ich mich von einem zum nächsten gedachten Abschiedsdatum hangele. & dabei keinem Fortschritt, nicht einmal Stagnation, sondern immer deutlicherem Verfall zusehe - der mir zudem mittlerweile alle Würde raubt.

Evtl. finde ich wenigstens hierauf noch eine Teilantwort…(?):

Wenn ich Bilder aus dem (v.A. Berliner) Osten sehe, erinnere ich mich mitunter an den 6- oder 8- jährigen - & daran, wie viele Dinge mich seinerzeit fasziniert haben. Technik, Musik, Natur - evtl. etwas Asperger-geprägt (da weit mehr sensorisch als emotional), doch intensiv, hellwach & ohne grundlose/n Angst oder Schmerz. Diese geistige Faszination ist bis heute vorhanden, nur kann ich nicht mehr ansatzweise adäquat darauf reagieren. Im Dauerzustand: nicht primär lebensverneinend, trotzdem völlig lebensunfähig (geworden). 
Die Antwort darauf lautet m.E.: egal, was ich in den letzten 35 Jahren rational analysiert & erkannt habe, ist mir das Wesentliche verborgen geblieben - alles emotionale Verständnis = echtes Selbst-Erkennen ist schlichtweg "stehengeblieben". Es agiert noch immer nach einer Logik, als wäre ich nur kurz krank geworden & erwartet, selbstverständlich baldigst wieder gesund zu sein. Dieses Verständnis hat offenbar die letzte Erfahrung vor der "grossen Hölle" abgespeichert: Angst > Schmerz > Beruhigung / Befriedung - & hat die Chronifizierung "verpasst", weil chemisch blockiert.
Ich denke, dies ist ein wesentlicher Teil meiner inneren Mauer, Ambivalenz & Verwirrung - jenes emotionale Verstehen steht in keinem ggs. Austausch (mehr) mit dem geistigen. & ist so das Verbrechen der Medikation an der Psyche. Das empfindende Wahrnehmen / Verständnis ist schlicht nicht in der Lage zu erkennen, dass ich nicht mehr gesund werde (oder kann umgekehrt nicht gesunden, da die Chronifizierung nicht erkannt wird).
Hier wird mglw. zur Falle, was uns eigentlich als Menschen einzigartig macht: Das jeweils autarke Funktionieren des Kopf - & "Bauch"hirns. Das Denken hat offenbar nur sehr begrenzten Einfluss auf das Fühlen, das Begreifen vernichtender Aspekte der Geschichte lindert nicht das tägliche Gefühl inneren Verbrennens.

Dass ich dies überhaupt schreiben kann, ist extrem seltenen Augenblicken zu verdanken, in denen ich einen gefühlten Blick zurück bekomme - bspw. in das Grauen, welches allein die jahrelangen Psychiatriebesuche hinterlassen hat; das kalte, leere Klinikgelände, hohe Mauern, Schreie, Blicke, extreme Gerüche & das unbenannte Gefühl, das dort Unmenschliches geschieht. Plus der strafende Charakter; der Umstand, nicht länger als Mensch angesehen zu werden, dem man ein Minimum an Rechten & Würde zugesteht.
Doch sind dies winzige Minuten in einer endlosen Zeit - sollten solche - durchaus wichtigen - Erkenntnisse wirklich heilsam sein, müsste ich wohl 500 Jahre veranschlagen.

Mir ist klar, dass es sich liest, als würde ich über zwei Personen schreiben - & irgendwie ist es auch so. Dies als Folge einer "Privat-Psychiatrisierung" mit fast allen der möglichen Zwangskomponenten ist m.E. ein ungeheuerliches Verbrechen gegen alle Menschlichkeit.
Worauf sollte ich noch hoffen? Gegen die körperliche Qual bleibt alles wirkungslos - ich bin mttlw. überzeugt, dass sich partiell alles gegenseitig bedingt, nur fehlt auch hier jede klare, gefühlte Verbindung. Es bleibt mir letztlich nur die Hoffnung, dass sich rationales & emotionales Begreifen irgendwann so decken, dass auch letzteres die Tatsachen akzeptieren & ich weitgehend angstfrei loslassen kann.

D. schrieb vor einigen Tagen, Hoffnung sei die grösste Geissel der Menschheit. Ganz so entschieden hätte ich es wohl nie ausgedrückt, doch aus bestimmten Betrachtungswinkeln stimmt es sicher - wenn das undefinierbare "etwas in uns" Un(be)greibares nicht wahrhaben will, trotzdem wider aller Logik oder Erfahrungen instinktiv weiter hofft. Weil wir wohl geboren wurden, um leben zu wollen, weil uns elementares Wissen fehlt, welche Kraft das Leben-Können bis hautnah an unseren Kern zu zerstören vermag. Bis nur noch in Blindheit genährte Fünkchen übrig sind.





Freitag, 16. Oktober 2015

Mr. Ambivalent - oder so ähnlich...


Als wenn der Zufall mich "strafen" wollte - ich schreibe über vergangene Illusionen & just im Moment, da ich den Post veröffentliche, läuft mir eine Doku über Kurt Cobain & ein Konzert der Pixies vor den Monitor. Nicht irgendeine Musik, sondern Songs mit Erinnerung an verrückte Zeiten - inklusive Tonnen naiver Rastlosigkeit. Mein erster Traumjob im Plattenladen, die Clubs im P-Berg, Wein aus dem Tetrapack in Michas Punkbude, ein gelber, verbeulter Passat einer unglaublich sinnlichen Frau, Frauen überhaupt & meine notorische Untreue, die erste Gesangsaufnahme mit Herrn Istschenko &&&. Eine heute auch verdammt traurige Kompakterinnerung; 1992 dominierten noch kraftvolle Bilder jenes Heute, trotz schon jahrelanger verwirrender Panikzustände - der Glauben, dass "irgendwie" alles gut würde, ich alles bewältigen & erreichen könnte. Unvorstellbar, dass ich je die grossen Träume aufgeben müsste... Jepp, für mich spezielle Musik. Auch wenn ich nie diese unbändige Agressivität in die Songs bringen konnte (oder wollte?) - manchmal vielleicht einen Hauch davon auf die Bühne, ist mir das Schicksal von Mr. Cobain irgendwie nah. Ich glaube nicht an tiefere Bedeutungen, doch bei meinem ersten, eigentlich im Wahrstsinne todsicheren Versuch war ich 27, der zweite - sehr dilletantische - fand an einem 8. April statt - ohne dass mir die Analogie bewusst gewesen wäre. & wenn ich ehrlich zu meinem Spiegelbild bin, muss ich zugeben, nicht selten so etwas wie Neid zu verspüren - so als bräuchte ich irgendeine Form oder Bestätigung zumindest postmortaler Berühmtheit, um in innerem Frieden gehen zu können. Als müsste noch etwas Bedeutendes geschehen...Auch wenn mir klar ist, wie dämlich… Nun, das kleine Kind will es wohl nicht "einsehen", anonym & "umsonst" gelebt zu haben. Es gab gar Momente des Bildes, mich am Ende eines Konzertes auf der Bühne öffentlich zu erschiessen. Zum Glück blieb es eine kurzzeitige Extrem-Phantasie, geboren in zynischer Verzweiflung, dem Leben eine zweite Chance geben zu wollen & täglich das Gegenteil zu fühlen. Heute lehne ich es definitiv ab, andere bewusst in das eigene Leid hineinziehen; auch das ein Grund, weshalb ich vehement eine Liberalisierung der Sterbehilfe befürworte & die geplante weitere Kriminalisierung in DE schlicht als grausam & entwürdigend empfinde.
Das Gefühl der Trauer bleibt, sobald ich ein Konzert sehe - der narzisstische Teil von mir sieht meinen Platz noch immer "da oben", bejubelt für den Krach, den ich veranstalte. Hätte ich den berühmten einen Wunsch frei - die Chance, einen Pakt zu schliessen, gäbe es keine Frage: ein Jahr lang gesund mit Band, Orchester & rollendem Studio die schönen Orte der Welt streifen - in sehr langsamem Tempo - & dann (so ich bilde mir ein - mit Freude) den Löffel weiterreichen.

Denn...das alles mag nach spinnertem Gequatsche klingen, aber es ist, wie schon im letzten Post angedeutet: Es gibt viele grauenvolle, unverständliche Dinge auf der Welt, & doch gibt es so vieles, das mich "theoretisch" fasziniert. Es existiert für mich im Jetzt kein äusserer Grund wie Krieg, Hunger, Unterdrückung, der Menschen in Akutsituationen über das Sterben nachdenken lässt. Es existiert das ungreibar Endlose. Grauen. Schmerz. & das Gefühl, es stünde mir zu, wenigstens eine begrenzte Zeit davon befreit zu atmen.
Ich war nie "klassisch" depressiv, das Leben ablehnend - alle Gedanken an den Freitod stammen aus dem Umstand, im Ø 80 % meiner Lebenszeit von latenten bis unerträglichen Kopfschmerzen, Albträumen & namenloser Angst-Folter gequält zu werden...was all das Schöne vor der Haustür (das global betrachtet eine verdammt privilegierte Welt darstellt) zu Unerreichbarem mutieren lässt. Mich wie einen Tetraplegiker vor dem vollen Teller verhungern lässt.

Vorgestern habe ich mich nach langer Zeit an einen Track gesetzt: keine Kraft zu singen, keine Kraft, via Gitarre oder Synth Töne zu erschaffen, einfach nichts. Musik ohne Leidenschaft ist tot, sinnlos. Dass sie nach wie vor in meinem Kopf erklingt, es jedoch nicht in die Realität schafft, hinterlässt trotz mttlw. irgendwie pragmatischem Verstehens des "Warum" immer wieder Ohnmacht, verhasste Resignation. Zudem hindert mich dieses Gefühl, nie gelebt zu haben - & nie leben zu können - am Loslassen, auch wenn es ambivalent erscheint. Vermutlich fordert "irgendetwas" in unserem (oft verletzt-kindlichen) ICH das biologisch verankerte Recht auf Leben ein, erwartet Güte & Liebe sowie ein Ende des Schmerzes im lebendigen Zustand. Das Eintreten von "Richtigkeit" des Daseins vor dem Tod.
Wahrscheinlich ist der "Hilfeschrei-Suizidversuch" (der mir nie in den Sinn kam, weil nie an Hilfe geglaubt) oder ein Ausrasten v.A. junger Menschen genau so zu sehen: ein verwundetes Wesen schreit "Macht dem (unerträglichen IST) ein Ende, kümmert Euch endlich um mich…" - mit dem radikalsten aller Mittel. & was geschieht? Schon Ottonormalo hat oft nur belächelnde, abwertende Urteile übrig - & im schlimmsten Fall führt der Weg in die Psychiatrie. Wo statt Zuwendung & Verständnis allzu häufig wieder Haft / Isolation, Demütigung & Gewalt warten. Mglw. ist die Psychochemie - das gewaltsame Eindringen giftiger Substanzen in den Körper, das Bewusstsein & Unbewusste - die langfristig verheerendste, weil irreversibelste Art von Unterdrückung menschlicher Lebendigkeit. Einzigartig (& nur atomarer Verstrahlung vglw. "ebenbürtig"), da sie alles Fühlen sowie andere Formen von Gewalt wirkungsvoll zu verschleiern vermag, unsichtbar & extrem langsam tötet. Aber das ist ein anderes, komplexes Thema - das einen eigenen Post "verdient".





Dienstag, 29. September 2015

Illusionen


Wann eigentlich ist mir das erste Mal leise bewusst geworden, dass ich mein gesamtes Leben in Illusionen verbracht habe? Es ist wohl noch nicht lang her - & es ist keine Knall der Erkenntnis sondern ein Langsamst-Prozess, der alles raubt, woran man zu glauben glaubt. & der (mich) nicht befreit - im Gegenteil die Welt auf ein klaustrophobisches Nichts verengt. Ent-Täuschung kann sicher oftmals "erleuchtend" sein, einen Menschen die ureigenste Realität als mglw. sehr schmerzhaft, aber wahr erkennen lassen. Nicht so, wenn eine Zerstörung als Folge der Täuschung irreversibel ist, die letztere als solche erkannt wird, doch die Wahrheit dahinter verborgen bleibt.
Geahnt habe ich es oft: 
- mit Anfang 20, als ich mich - vom DDR-Wahn erlöst - frei glaubte & nicht verstand, weshalb mich trotzdem panische Ängste einholten, ich mich noch immer "irgendwie anders", aussenstehend fühlte - obgleich ich mitten drin war im Pulk derer, die unsere neue Freiheit in jeder Sekunde feierten. Exzessiv, verrückt, laut, anarchisch, gemocht. - & doch voller Momente des Horrors...Wann?
- die Jahre, in denen die Kopfschmerzen zunahmen, sich unbegreiflich chronifizierten, sodass ich kaum noch ein paar Drink kippen konnte, ohne nach wenigen Stunden Schlaf vom Schmerz gefoltert zu werden…
- der erste Totalabsturz 96 - zwei Wochen in panischem Dauerherzrasen, am Ende mehrere Monate Psychiatrie & ein gescheiterter Suizidversuch…
- die Zeit mit WoodenSoldiers, getrieben von ultimativer Bühnensucht und - angst - der alte, mittlerweile. widersprüchliche Traum vom Rockstar, der plötzlich so etwas wie Substanz hatte; Substanz, die ich trotzdem nie wieder verlieren wollte...
- die Jahre der exzessiven Sexparties, in denen ich mich mit XY durch halb Berlin gevögelt habe, so dass ich nach einem langen WE manchmal nicht mehr wusste, wie viele Frauen es waren? Natürlich habe ich irgendwann gespürt, dass eine Leere bleibt, doch es hat ´ne Weile lang ganz gut als Betäubung funktioniert...
- mein Weggang aus Berlin, der nicht die erhoffte Befreiung in der Friedlichkeit ländlicher Umgebung brachte…
- last but - meine Tage der Musik zu widmen, im eigenen Studio - die vermeintliche Erfüllung eines viele Jahre geträumten Traumes. Die Erkenntnis, dass selbst hier, wo meine grössten Talente warteten, die Leidenschaft in einem inneren Kerker voller Folterinstrumente versinkt, hat mir wohl den Rest gegeben. Was bleibt? Nichts.

Wo ist der Unterschied zwischen Wünschen, Träumen & Illusionen? Oft vielleicht gar nicht erkennbar, wenn es lebbar ist & dem Dasein Erfüllung, vllt. sogar Glück bringt. "Auffliegen" wird es wohl nur, wenn "man" alles versucht, mit dem Handeln & Können ein Stück Zufriedenheit zu erlangen & Mal um´s Mal scheitert. Nicht wissend, warum - nur ahnend, dass man gegen eine unerbittliche Macht ankämpft. In Wahrheit beneide ich alle Menschen, die Schmerz mglw. ein Leben lang mit irgendetwas erfolgreich betäuben oder wirksam lindern können. Wenn das alles nicht mehr hilft, wird´s bitter & verzweifelt. Ohnmächtig.
Wenn ich versuche, mich rückzuerinnern: schon mit sechs Jahren habe in Bildern der Illusion gelebt. Habe mich wie Chris Norman auf Bühnen gesehen, von der (im Grunde anonymen) Welt bewundert & geliebt - Sehnsucht nach echter Liebe von meinen Eltern ward wohl schon unvorstellbar & zu gefährlich. Später folgten Udo L., Neil Young, & natürlich Robert Smith, der Punk, Kurt Cobain. &&&. Musik & Sex als wichtigstes Elexier.
Dass Erkenntnis Heilung brächte, ist eine schöne Vorstellung - & oft scheint es tatsächlich so zu sein. Was muss geschehen (sein), wenn weder Betäubung noch extrem schmerzhafte Wahrheiten eine unbenennbare Qual zu lindern vermögen (?). Heute weiss ich, dass ich wirkliche Liebe niemals empfunden habe, keinerlei echte Vorstellung des Gefühls habe. Gebracht hat mir die Erkenntnis bislang lediglich, dass ich den sinnlos-unstillbaren Drang nach Zuneigung & Bewunderung aufgegeben habe & noch ein paar Kilometer tiefer in Angst, Depression & Lebenszweifel gefallen bin.

Es gäbe viele Gründe, zu leben - die Idylle, in der ich lebe; Musik, die ich machen, Bücher, die ich schreiben könnte; durch die wundervollen Alpen wandern; die Schweiz per Bahn; England & Skandinavien sehen; das Mittelmeer nur einen Tagestrip entfernt. Mir geht´s finanziell vglw. gut - ein alter Camper, ´ne gemütliche Wohnung mit Garten, Musiker finden... all das wäre machbar. Wenn, hätte, wäre, könnte, würde - ich weiss.
& es gibt nur einen Grund, es nicht länger zu ertragen - der alle anderen überschattet. Egal, wie ich versuche, dagegen anzukämpfen oder mich damit zu arrangieren. Was nutzt alle Schönheit, die ich sehen, aber niemals fühlen kann? Wenn alles von nicht fassbarem Horror vergiftet wird? 
Ich glaube nicht, dass es jemals greifbar sein wird. Erst recht nicht, dass der Geist sich noch immer Träumen - oder Illusionen - hingeben will, der Körper hingegen es manchmal kaum vom Bett zur Kaffeemaschine schafft. Nicht (be)greifbar. Gar nicht.




Samstag, 5. September 2015

Wortlos-Ich-keit


Nun, nachdem ich fast ein Jahr lang exzessiv Fernsehen geglotzt habe - ha, wer hätte das gedacht - aber man kommt an wunderschöne Orte & Replay-TV in HD (= "rückwärts gucken, was & wann Du willst) ist eine tolle Errungenschaft des digitösen Zeitalters - überkommt mich wieder mehr die Lust auf Töne.
Eigentlich schon länger, doch erst jetzt (in manchen Dingen bin ich unbegreiflich lahm im Verstehen) geht mir vollends auf, dass mich neben der Dämpfung durch´s Morphin v.A. eines blockiert: Ich habe keine Worte mehr. Nix, Null, Nada, ничего, 何も, لا شي, ,גאָרנישט.

Erstmalig, nachdem ich "Zivilisationsfabriken" & "Sehnsuchtmaschine" geschrieben hatte, war da auf einmal das Gefühl, alles gesagt zu haben. Alles, was für mich wichtig war, mit den Möglichkeiten des Songwritings gesagt zu haben (beide Texte haben eine (für mich) identische Aussage aus / in verschiedene/n Perspektiven).
Wenn man genau hinschaut, wird schnell sichtbar, dass seither alle Lyrics im Grunde Variationen jener Aussage sind - von sehr wenigen spassigen Texten oder Beziehungsspiegelungen abgesehen. Selbst die Thematik des Sterbens ist in erstgenannten schon vorhanden - später nur ungeschminkter ausgedrückt (v.A. in den letztrecordeten "Tracks ab 2013 (Youtube-Playlist)).
& natürlich die tonnenweise "Empty Spaces", endlose Wiederholung der sich im Kreis drehenden Leere. Dies immer wieder zu tun, dazu stehe ich guten Gefühls - ob es andere langweilt, isch mir hueremegatotalegal.
Doch wat nu? Imagine in Verbindung mit einer simplen Neuropharmaka-Folgen-Beschreibung zu vertonen, hat sich richtig & spannend angefühlt. Diese Worte in ihrer einfachen Klarheit gehören für mich zum Wichtigsten, das seit Weltkriegsende verfasst wurde. Auch wenn es "nur" ein Traum ist - & ich weit desillusionierter als Mr. Lennon bin: Falls Du es schon zu oft gehört hast, schliess die Augen & hör´ Dir die Version von Neil Young an. Oder schau hin - ich glaube, N.Y. nie mit tieferem Ausdruck von Trauer gesehen zu haben.
Btw - die Silben sind alle. Soll ich Instrumentals machen? In phonetischem Phantasiegewusel singen? Oder mich bewusst wiederholen? Vielleicht sogar explizit Covern, auf meine Art? Es gibt so viel geniales Zeug, alles war schon da... Oder alles zusammen?
Wieauchimmer - erstmal braucht´s wieder eine brauchbare Musikmachmaschine - & ich hoffe, dass die Lust anhält & sich nicht im Kauf eines tollen Computers erschöpft. Ich vermute, wenn das vorbei ist, werde ich nach dem ganzen Einkaufsstress erst einmal GAR NICHTS tun - & mal wieder exzessiv TV glotzen ;-) 




Sehnsuchtmaschine - mit Mantodea, Berlin 2003

Sonntag, 23. August 2015

Zwischenraum

Vom Exzess zur Lethargie
versunken in getarntem Tal
breitet sich Gedankenstrom
aus & ein, hin & weg
wo gestern noch nichts greifsichtbar
da ist ein kleines Zeichen, unbekannt
beinah in Quarantäne, fast noch unerkannt
betrachte ich es staunend
& würd´ es Dir gern schenken
würd´ es Dir gern zeigen
im Zwischenraum - zwischen der Welt
im Zwischenraum - zwischen der Zeit
im Tagestraum - in Licht & Einsamkeit
nur zehn Sekunden - auf dass Du siehst
was mein Verstand nicht greift



22. August 2015: vor zehn Tagen noch las ich die Klassiker zum Mauerbau & dem Ende dieses irren Kontrollstaates. Gestern Abend eine "Eilmeldung" - Massive NATO-Verbände stehen wenige km vor Russland - angeblich entlang fast der gesamten Grenze. Paranoia von Verschwörungstheoretikern, die pausenlos Weltuntergang & Krieg prophezeien - oder zündeln sie wirklich wieder derart am Wahn? Ich weiss angesichts der Informationsfluten schon lang nicht mehr, was ich glauben, denken soll. Ich musste begreifen, dass Geschichte & Geschichten subjektiv sind - oder schlicht falsch, verbogen, zweckgeschrieben.
Gleichwohl ist es Tatsache, dass unser gesamter überschaubarer Daseinszeitraum eine beinahe ununterbrochene Aneinanderreihung von Gewalt aller Schattierungen gegen Menschen ist. Über das WARUM denke ich seit vielen Jahren nach…was hat unsere Spezies dahin gebracht, gab es einen Punkt, an dem wir unser natürlich-kollektives Ich verloren haben - das Wissen über uns selbst & den fraglosen Sinn unserer Existenz? Das angeborene Schutzempfinden für den Nachwuchs, dessen Reste wohl allzu oft in menschenfeindlichen Strukturen erstickt werden?

Ich habe den Krieg an der Kette eines Stasi-Offiziers & einer kalten, sado-schweigenden Mutter auf subtilste Weise kennengelernt - die Macht der totalen Kontrolle, die Freude am Zufügen von Schmerz. & was ist für einen im Grunde machthungrigen, aber -losen Menschen einfacher, als im Kind das Ziel für nie zu sättigenden Hass zu finden…?
Sie selbst waren Nach-/ Kriegskinder mit sicher grossen emotionalen Leeren, ich weiss. Doch entschuldigt & relativiert das ALLES, müsste nicht irgendwann ein Stoppschild im Innern auftauchen? Es gibt keine generalisierte Antwort, ich weiss.
Die Strafen & Schläge, das WARTEN-müssen auf die physische Gewalt waren nicht das Schlimmste, es schmerzt, aber es geht vorbei & der Geist hat erstaunliche Bewältigungsmöglichkeiten. Schlimmst waren die Eingriffe in´s Hirn via Psychopharmaka, denn diese Waffen überwinden alle biologischen Verteidigungsmechanismen - das System Mensch hat dem nichts entgegenzusetzen. Ich vergleiche sie bewusst mit atomarer Vernichtung - je nach Alter, Dosis, Dauer & Konstitution können sie kaum oder akut schädigen, einen schnellen Tod oder ein grauenvoll empfundenes Sterben in Zeitlupe verursachen. Das Perversum ähnelt sich stark - der Einsatz von Energien, gegen die wir kein Gegenmittel kennen, deren Zerstörungskraft zeitlos & - einmal auf den Weg gesandt - nie mehr einzudämmen oder abwehrbar ist.
Weshalb, wozu hat uns das Schicksal solche Mächte in die Hand gegeben? Die verbreiteten spirituellen Erklärungen - alles sei ein Lernprozess - kann ich nicht annehmen, denn ab einem individuellen Punkt ist m. E. kein Lernen mehr möglich. Ich bin emotional - scheinbar unbeeinflussbar - auf dem Stand eines 10-jährigen, verängstigt-gequälten Jungen stehengeblieben, einzig die rationale, kopflastige Erkenntnis bleibt mir.

Doch vielleicht irre ich in allem - vielleicht ergibt die persönliche & globale (Selbst)-Zerstörung einen uns verborgenen Sinn. Vielleicht ist sogar der Suizid mein Job, das bewusste Überwinden der existenziellsten Angst. das Aushalten & Weiter-Existieren unter  Folter habe ich schliesslich schon gelernt. Ebenso das Akzeptieren von Resignation & unwiederbringlichem Verlust - aller Hoffnung auf spürbare Linderung oder gar Heilung.

Wir wissen nichts (behaupte ich) - wozu wir hier herumrennen, warum wir Fragen stellen können, die unseren Kern erschüttern & nicht zuletzt, ob das - bzw. wir - überhaupt wichtig ist. Dass wir ein sehr kurioses Zufallsprodukt sind, können wir nicht ausschliessen - obgleich auch ich hoffe, dass dem nicht so ist. Allein, WEIL wir diese Fragen stellen können.



© des Fotos unbekannt - bei Urheberrechtsverletzung bitte kontaktieren, danke




Samstag, 15. August 2015

Was bleibt am Ende...(?)

"Wer wird sich an mich erinnern, wenn ich tot bin?, dachte sie und streckte die Finger ihrer Hand aus, als würde sie ein Kind streicheln. Ihre Mutter, natürlich. Aber was ist in zehn Jahren, wenn es sie nicht mehr gibt? Wer wird sich dann noch an mich erinnern? Niemand - ausser dem, der mir das Leben genommen hat.
Das war das Schlimmste. Dass sie sterben musste, war schlimm, klar, aber dass sich nach ihrem Tod niemand an sie erinnern würde, war das Schlimmste. Deshalb musste sie schlucken, obwohl ihr Mund völlig trocken war, und sie weinte ohne Tränen, bis ihr gequältes Zwerchfell zitterte.
In wenigen Jahren würde sie vergessen sein.“

Jussi Adler-Olsen „Erlösung“


Es ist eigenartig, über das Ende nachzudenken - in der vollen Bewusstheit darüber, dass wir auf unsere Fragen keine Antworten bekommen werden. Auch wenn spirituelle Ideologien ein Wissen behaupten, halte ich es letzlich immer für Glaube. Wehe dem, der dazu keinen Bezug findet & sich den Fragen gleichwohl nicht entziehen kann (?). 
Vor ca. 15 Jahren sass ich eines Nachts mit Sylli im Bett & wir redeten über das Leben. Als ich plötzlich mit gnadenloser Schärfe spürte, dass die Vorstellung von Unendlichkeit oder Endlichkeit des Universums die Vorstellungskraft menschlichen Geistes übersteigt, bekam ich (ich glaube erstmalig bewusst) grenzenlose Angst. Im wahrsten Sinne des Wortes "Grenze“. Kein Links oder Rechts, an dem ich mich festhalten konnte, kein Boden mehr, der mir sicheren Stand vor-gab. & gibt. Denn seither haben sich die Fragen vervielfacht, manchmal glaube ich in einem Masse potenziert, dass ich vermutlich nicht selten nah am Wahn entlang schramme. Was auch immer Wahn-Sinn ist - & was Realität.
Weshalb haben wir (wohl die meisten Menschen) Angst vor dem Tod? Ich - für mich - kann sagen: Wenn ich ihn täglich spüre, sich das Fortschreiten langsamsten Sterbens extrem nah anfühlt, doch alle Antworten ausbleiben… Diese Gedanken haben Endlosigkeit - in der ich Tag für Tag versuche, so etwas wie Boden zu behalten - oder wiederzuerlangen.
Der auch so etwas bedeuten kann wie akuten Computer-Trouble. Es ist fies vom "Schicksal", in eben dem Augenblick, da mich wieder etwas Kraft-Lust zum Musizieren packt, plötzlich von blöden Maschinen umgeben zu sein, die eindrücklich sabotieren - & mich zwingen, mich wochenlang mit unerklärlichen Bugs herumzuschlagen. Ende nicht in Sicht…nun ja, ich habe schon jetzt zumindest einiges über die Funktionalität des Apple-Krams gelernt. 

...Du hast recht Danni, was soll man auf Postkarten schreiben…doch das ist nicht wichtig (& allein, Echtpost zu bekommen, ist in 2015 fast ein Wunder ;-)). Ein Bild aus der Ferne, beinahe zum Anfasssen & gleich einem langsamen Kamera-Schwenk, in dem man sich für einen Moment verlieren kann - es ist schön. 'Über der Welt', ein angenehmes Bildnis…Die Welt von oben zu betrachten, ist mir - abgesehen von einem Traum vor vielen Jahren, in dem ich in Höhe der Dachkanten durch die Stargarder Straße flog - nie gelungen. Das Dasein aus dieser Distanz zu betrachten - no way, auch wenn es manchmal so erscheinen mag...

Was bleibt am Ende...



Freitag, 7. August 2015

WAS SOLL DAS...?

…ist DIE Frage, die ich mir wohl mindestens einmal täglich stelle. Sie begleitet mich seit Dekaden, bewusst & intensivst seit 2009. Seit dem letzten - & seither chronisch „eingeschliffenen“ suizidalen Totalzusammenbruch.
Ergibt es einen Sinn, noch einmal zum virtuellen Stift zu greifen? Nunmehr sieben Jahre sind vergangen, da ich mein autobiografisches Buch geschrieben habe, damals trotz widriger Umstände irgendwie doch voller Hoffnung - oder Naivität - dass sich das Fühlen dieses Lebens irgendwie zum Guten wenden würde. Viel ist seither passiert - oder vielleicht auch gar nichts. 
Eine Beziehung ist eigenartig in die Brüche gegangen; nee musste zerbrechen. Mit ´nem Menschen zusammen zu sein, der täglich am inneren Crash lebt, nur von Horror & Lebensende redet, kann nur destruktiv sein, das Gegenteil von erfüllender Nähe - denk´ ich mir mal so. & ebenso zehrend ist es, Wünsche & Erwartungen erfüllen zu wollen, wenn man dazu im Grunde nicht mehr in der Lage ist…
Ich habe mir einen Traum erfüllt, in ´nem eigenen Kleinstudio über 50 Songs aufgenommen & veröffentlicht, nebenher in einem “psychiatrischen Atelier“ zig Bilder gezeichnet. Freilich bin ich nicht über YouTube & facebook hinausgekommen, so what. Die einschneidenste Veränderung war wohl die Tatsache, dass ich von einem völlig Alkohol- & Drogenfreien Leben (eine Mio. Zigaretten & Espressi tgl. mal ausgenommen) über Benzodiazepine zum mttlw. langzeitigen Morphin-User mutiert bin. Anfangs noch innerlich extremst gesträubt, denn ich wollte weiter ein tätiges Dasein führen. Aber ich glaube, dazu mehr später, irgendwann. Opiate - gewollt oder auch nicht - sind ein intensives, ambivalentes Thema für sich. 
Die Folge ist ein Einschnitt in den Alltag, wie ich ihn mir nicht hätte vorstellen können. Als ich annehmen musste, dass ich nicht mehr die Kraft habe, jeden Tag 50 km zu fahren, um das Atelier zu besuchen, hatte ich von einem Moment auf den anderen erstmalig keine regelmässige - wenn auch selbstgewählte - Aufgabe mehr. So habe ich die letzten zwei Jahre fast nur noch zu Hause verbracht, Recall-TV als einzig verfügbaren beweglichen Input zu schätzen gelernt & wohl hunderte Stunden in irgendwelchen Foren & fb-gruppen verbracht.
Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich in „Seelenflucht“ die Zeit zwischen 1990 - meiner (scheinbaren) Befreiung - & dem Weggang aus Berlin 2004 fast völlig weggelassen, nur am Rande gestreift habe. Der Grund war klar - auch bei Namenspseudonymisierung wären einige Menschen zweifelsfrei wiederzuerkennen gewesen - man stelle sich vor, es wäre ein Bestseller geworden, haha - der Schutz der Privatsphäre ward prioritär. Trotzdem irgendwie schad, denn in diesen Jahren habe ich trotz oder inklusive all der innerern Katastrophen die schönsten, verrücktesten, heftigsten & tiefgehendsten Momente meiner Existenz erlebt. Vielleicht kann-sollte ich das hier nachholen & die Menschen, mit denen mich sensible, intime Geschichten verbinden, um Erlaubnis fragen.

Nun, vielleicht war das ein brauchbarer Einstieg für einen Blog - & vielleicht kommt ja noch der eine oder andere neue Song hinzu. Weshalb es vier Jahre gedauert hat…who knows… ein Grund ist mit Sicherheit, dass ich schlicht zu faul war, mich mit der Struktur von Blögsen zu beschäftigen - so ganz blicke ich noch immer nicht durch. Dazu - was schreibe ich, wieviel ist sinnvoll, interessiert das überhaupt irgendjemanden…(?)
Gute Nacht, guten Morgen, whatever…



07.08.15

Dies ward - glaube ich - der erste selbstrecordete Song 2011: