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Sonntag, 23. August 2015

Zwischenraum

Vom Exzess zur Lethargie
versunken in getarntem Tal
breitet sich Gedankenstrom
aus & ein, hin & weg
wo gestern noch nichts greifsichtbar
da ist ein kleines Zeichen, unbekannt
beinah in Quarantäne, fast noch unerkannt
betrachte ich es staunend
& würd´ es Dir gern schenken
würd´ es Dir gern zeigen
im Zwischenraum - zwischen der Welt
im Zwischenraum - zwischen der Zeit
im Tagestraum - in Licht & Einsamkeit
nur zehn Sekunden - auf dass Du siehst
was mein Verstand nicht greift



22. August 2015: vor zehn Tagen noch las ich die Klassiker zum Mauerbau & dem Ende dieses irren Kontrollstaates. Gestern Abend eine "Eilmeldung" - Massive NATO-Verbände stehen wenige km vor Russland - angeblich entlang fast der gesamten Grenze. Paranoia von Verschwörungstheoretikern, die pausenlos Weltuntergang & Krieg prophezeien - oder zündeln sie wirklich wieder derart am Wahn? Ich weiss angesichts der Informationsfluten schon lang nicht mehr, was ich glauben, denken soll. Ich musste begreifen, dass Geschichte & Geschichten subjektiv sind - oder schlicht falsch, verbogen, zweckgeschrieben.
Gleichwohl ist es Tatsache, dass unser gesamter überschaubarer Daseinszeitraum eine beinahe ununterbrochene Aneinanderreihung von Gewalt aller Schattierungen gegen Menschen ist. Über das WARUM denke ich seit vielen Jahren nach…was hat unsere Spezies dahin gebracht, gab es einen Punkt, an dem wir unser natürlich-kollektives Ich verloren haben - das Wissen über uns selbst & den fraglosen Sinn unserer Existenz? Das angeborene Schutzempfinden für den Nachwuchs, dessen Reste wohl allzu oft in menschenfeindlichen Strukturen erstickt werden?

Ich habe den Krieg an der Kette eines Stasi-Offiziers & einer kalten, sado-schweigenden Mutter auf subtilste Weise kennengelernt - die Macht der totalen Kontrolle, die Freude am Zufügen von Schmerz. & was ist für einen im Grunde machthungrigen, aber -losen Menschen einfacher, als im Kind das Ziel für nie zu sättigenden Hass zu finden…?
Sie selbst waren Nach-/ Kriegskinder mit sicher grossen emotionalen Leeren, ich weiss. Doch entschuldigt & relativiert das ALLES, müsste nicht irgendwann ein Stoppschild im Innern auftauchen? Es gibt keine generalisierte Antwort, ich weiss.
Die Strafen & Schläge, das WARTEN-müssen auf die physische Gewalt waren nicht das Schlimmste, es schmerzt, aber es geht vorbei & der Geist hat erstaunliche Bewältigungsmöglichkeiten. Schlimmst waren die Eingriffe in´s Hirn via Psychopharmaka, denn diese Waffen überwinden alle biologischen Verteidigungsmechanismen - das System Mensch hat dem nichts entgegenzusetzen. Ich vergleiche sie bewusst mit atomarer Vernichtung - je nach Alter, Dosis, Dauer & Konstitution können sie kaum oder akut schädigen, einen schnellen Tod oder ein grauenvoll empfundenes Sterben in Zeitlupe verursachen. Das Perversum ähnelt sich stark - der Einsatz von Energien, gegen die wir kein Gegenmittel kennen, deren Zerstörungskraft zeitlos & - einmal auf den Weg gesandt - nie mehr einzudämmen oder abwehrbar ist.
Weshalb, wozu hat uns das Schicksal solche Mächte in die Hand gegeben? Die verbreiteten spirituellen Erklärungen - alles sei ein Lernprozess - kann ich nicht annehmen, denn ab einem individuellen Punkt ist m. E. kein Lernen mehr möglich. Ich bin emotional - scheinbar unbeeinflussbar - auf dem Stand eines 10-jährigen, verängstigt-gequälten Jungen stehengeblieben, einzig die rationale, kopflastige Erkenntnis bleibt mir.

Doch vielleicht irre ich in allem - vielleicht ergibt die persönliche & globale (Selbst)-Zerstörung einen uns verborgenen Sinn. Vielleicht ist sogar der Suizid mein Job, das bewusste Überwinden der existenziellsten Angst. das Aushalten & Weiter-Existieren unter  Folter habe ich schliesslich schon gelernt. Ebenso das Akzeptieren von Resignation & unwiederbringlichem Verlust - aller Hoffnung auf spürbare Linderung oder gar Heilung.

Wir wissen nichts (behaupte ich) - wozu wir hier herumrennen, warum wir Fragen stellen können, die unseren Kern erschüttern & nicht zuletzt, ob das - bzw. wir - überhaupt wichtig ist. Dass wir ein sehr kurioses Zufallsprodukt sind, können wir nicht ausschliessen - obgleich auch ich hoffe, dass dem nicht so ist. Allein, WEIL wir diese Fragen stellen können.



© des Fotos unbekannt - bei Urheberrechtsverletzung bitte kontaktieren, danke




Samstag, 15. August 2015

Was bleibt am Ende...(?)

"Wer wird sich an mich erinnern, wenn ich tot bin?, dachte sie und streckte die Finger ihrer Hand aus, als würde sie ein Kind streicheln. Ihre Mutter, natürlich. Aber was ist in zehn Jahren, wenn es sie nicht mehr gibt? Wer wird sich dann noch an mich erinnern? Niemand - ausser dem, der mir das Leben genommen hat.
Das war das Schlimmste. Dass sie sterben musste, war schlimm, klar, aber dass sich nach ihrem Tod niemand an sie erinnern würde, war das Schlimmste. Deshalb musste sie schlucken, obwohl ihr Mund völlig trocken war, und sie weinte ohne Tränen, bis ihr gequältes Zwerchfell zitterte.
In wenigen Jahren würde sie vergessen sein.“

Jussi Adler-Olsen „Erlösung“


Es ist eigenartig, über das Ende nachzudenken - in der vollen Bewusstheit darüber, dass wir auf unsere Fragen keine Antworten bekommen werden. Auch wenn spirituelle Ideologien ein Wissen behaupten, halte ich es letzlich immer für Glaube. Wehe dem, der dazu keinen Bezug findet & sich den Fragen gleichwohl nicht entziehen kann (?). 
Vor ca. 15 Jahren sass ich eines Nachts mit Sylli im Bett & wir redeten über das Leben. Als ich plötzlich mit gnadenloser Schärfe spürte, dass die Vorstellung von Unendlichkeit oder Endlichkeit des Universums die Vorstellungskraft menschlichen Geistes übersteigt, bekam ich (ich glaube erstmalig bewusst) grenzenlose Angst. Im wahrsten Sinne des Wortes "Grenze“. Kein Links oder Rechts, an dem ich mich festhalten konnte, kein Boden mehr, der mir sicheren Stand vor-gab. & gibt. Denn seither haben sich die Fragen vervielfacht, manchmal glaube ich in einem Masse potenziert, dass ich vermutlich nicht selten nah am Wahn entlang schramme. Was auch immer Wahn-Sinn ist - & was Realität.
Weshalb haben wir (wohl die meisten Menschen) Angst vor dem Tod? Ich - für mich - kann sagen: Wenn ich ihn täglich spüre, sich das Fortschreiten langsamsten Sterbens extrem nah anfühlt, doch alle Antworten ausbleiben… Diese Gedanken haben Endlosigkeit - in der ich Tag für Tag versuche, so etwas wie Boden zu behalten - oder wiederzuerlangen.
Der auch so etwas bedeuten kann wie akuten Computer-Trouble. Es ist fies vom "Schicksal", in eben dem Augenblick, da mich wieder etwas Kraft-Lust zum Musizieren packt, plötzlich von blöden Maschinen umgeben zu sein, die eindrücklich sabotieren - & mich zwingen, mich wochenlang mit unerklärlichen Bugs herumzuschlagen. Ende nicht in Sicht…nun ja, ich habe schon jetzt zumindest einiges über die Funktionalität des Apple-Krams gelernt. 

...Du hast recht Danni, was soll man auf Postkarten schreiben…doch das ist nicht wichtig (& allein, Echtpost zu bekommen, ist in 2015 fast ein Wunder ;-)). Ein Bild aus der Ferne, beinahe zum Anfasssen & gleich einem langsamen Kamera-Schwenk, in dem man sich für einen Moment verlieren kann - es ist schön. 'Über der Welt', ein angenehmes Bildnis…Die Welt von oben zu betrachten, ist mir - abgesehen von einem Traum vor vielen Jahren, in dem ich in Höhe der Dachkanten durch die Stargarder Straße flog - nie gelungen. Das Dasein aus dieser Distanz zu betrachten - no way, auch wenn es manchmal so erscheinen mag...

Was bleibt am Ende...



Freitag, 7. August 2015

WAS SOLL DAS...?

…ist DIE Frage, die ich mir wohl mindestens einmal täglich stelle. Sie begleitet mich seit Dekaden, bewusst & intensivst seit 2009. Seit dem letzten - & seither chronisch „eingeschliffenen“ suizidalen Totalzusammenbruch.
Ergibt es einen Sinn, noch einmal zum virtuellen Stift zu greifen? Nunmehr sieben Jahre sind vergangen, da ich mein autobiografisches Buch geschrieben habe, damals trotz widriger Umstände irgendwie doch voller Hoffnung - oder Naivität - dass sich das Fühlen dieses Lebens irgendwie zum Guten wenden würde. Viel ist seither passiert - oder vielleicht auch gar nichts. 
Eine Beziehung ist eigenartig in die Brüche gegangen; nee musste zerbrechen. Mit ´nem Menschen zusammen zu sein, der täglich am inneren Crash lebt, nur von Horror & Lebensende redet, kann nur destruktiv sein, das Gegenteil von erfüllender Nähe - denk´ ich mir mal so. & ebenso zehrend ist es, Wünsche & Erwartungen erfüllen zu wollen, wenn man dazu im Grunde nicht mehr in der Lage ist…
Ich habe mir einen Traum erfüllt, in ´nem eigenen Kleinstudio über 50 Songs aufgenommen & veröffentlicht, nebenher in einem “psychiatrischen Atelier“ zig Bilder gezeichnet. Freilich bin ich nicht über YouTube & facebook hinausgekommen, so what. Die einschneidenste Veränderung war wohl die Tatsache, dass ich von einem völlig Alkohol- & Drogenfreien Leben (eine Mio. Zigaretten & Espressi tgl. mal ausgenommen) über Benzodiazepine zum mttlw. langzeitigen Morphin-User mutiert bin. Anfangs noch innerlich extremst gesträubt, denn ich wollte weiter ein tätiges Dasein führen. Aber ich glaube, dazu mehr später, irgendwann. Opiate - gewollt oder auch nicht - sind ein intensives, ambivalentes Thema für sich. 
Die Folge ist ein Einschnitt in den Alltag, wie ich ihn mir nicht hätte vorstellen können. Als ich annehmen musste, dass ich nicht mehr die Kraft habe, jeden Tag 50 km zu fahren, um das Atelier zu besuchen, hatte ich von einem Moment auf den anderen erstmalig keine regelmässige - wenn auch selbstgewählte - Aufgabe mehr. So habe ich die letzten zwei Jahre fast nur noch zu Hause verbracht, Recall-TV als einzig verfügbaren beweglichen Input zu schätzen gelernt & wohl hunderte Stunden in irgendwelchen Foren & fb-gruppen verbracht.
Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich in „Seelenflucht“ die Zeit zwischen 1990 - meiner (scheinbaren) Befreiung - & dem Weggang aus Berlin 2004 fast völlig weggelassen, nur am Rande gestreift habe. Der Grund war klar - auch bei Namenspseudonymisierung wären einige Menschen zweifelsfrei wiederzuerkennen gewesen - man stelle sich vor, es wäre ein Bestseller geworden, haha - der Schutz der Privatsphäre ward prioritär. Trotzdem irgendwie schad, denn in diesen Jahren habe ich trotz oder inklusive all der innerern Katastrophen die schönsten, verrücktesten, heftigsten & tiefgehendsten Momente meiner Existenz erlebt. Vielleicht kann-sollte ich das hier nachholen & die Menschen, mit denen mich sensible, intime Geschichten verbinden, um Erlaubnis fragen.

Nun, vielleicht war das ein brauchbarer Einstieg für einen Blog - & vielleicht kommt ja noch der eine oder andere neue Song hinzu. Weshalb es vier Jahre gedauert hat…who knows… ein Grund ist mit Sicherheit, dass ich schlicht zu faul war, mich mit der Struktur von Blögsen zu beschäftigen - so ganz blicke ich noch immer nicht durch. Dazu - was schreibe ich, wieviel ist sinnvoll, interessiert das überhaupt irgendjemanden…(?)
Gute Nacht, guten Morgen, whatever…



07.08.15

Dies ward - glaube ich - der erste selbstrecordete Song 2011: